Fazit nach acht Jahren mit dem Golf Cabrio

  • Wie vor ca. zwei Wochen schon im Freude-Thread angekündigt ging meine Zeit als Golf Cabrio-Fahrer heute nach acht Jahren zu Ende. Falls ein/e zukünftige/r Besitzer/in hier im Forum vorab informieren will, möchte ich hier mal meine Erfahrungen teilen.

    Im März 2015 kauften wir uns ein Golf 6 Cabriolet 1.4TSI DSG. Eigentlich wollte ich ein GTI Cabrio als Vorführwagen kaufen, aber der Verkäufer, der den fuhr, war starker Raucher und die Karre roch wie ein Aschenbecher. Auch die angebotene Reinigung mit Ozon konnte mich nicht überzeugen und so schaute der Verkäufer mal, was verfügbar war. E machte mir dann ein sehr gutes Angebot für ein Lagerfahrzeug, das weitestgehend alle Features hatte, die ich wollte.


    Hier mal meine Kritik der Ausstattung:

    Leder, hitzereflektierend beschichtet. Funktionierte überraschend gut und blieb

    deutlich kühler als das Leder in unseren vorherigen Cabrios. Es sieht nach acht

    Jahren noch wie neu aus.


    Bi-Xenon-Scheinwerfer mit dynamischem Kurven- und Abbiegelicht und

    Fernlichtautomatik. Macht die Nacht zum Tage, Das Schwenken in Kurven ist

    deutlich wahrnehmbar und funktioniert hervorragend. Das Abbiegelicht ist nicht so

    effektiv, hier wird lediglich der Nebelscheinwerfer auf der entsprechenden Seite

    zugeschaltet. Die Fernlichtautomatik funktioniert sehr zuverlässig und blendet

    situationsgerecht ab und wieder auf.


    DCC (Adaptivfahrwerk): Fast immer auf ‚Sport‘ gefahren. Spreizung zwischen

    ‚Sport‘, ‚Normal‘ und ‚Komfort‘ nicht besonders groß, aber spürbar. Wird in

    Komfort leicht schwammig. Nur auf wirklich schlechten Straßen benutzt.

    Die dazu gehörenden 18 Zoll-Räder mit 225/40er-Reifen bieten ein sehr gute

    Straßenlage, prima Optik, akzeptabler Komfort.

    Auf den knapp 63tkm einen kompletten Satz Sommerreifen verschlissen, der

    zweite Satz steht bei etwa 70% Restprofil. Von Ende Oktober bis Ende März

    Winteraluräder in der der Größe 205/55 R16 gefahren. Verbrauch etwa 0,5 bis 0,8l/

    100km niedriger, besserer Abrollkomfort., etwas schwammigere Straßenlage.


    Infotainment RNS510: Akzeptabler Klang, recht langsame Routenberechnung.

    Updates sehr teuer. Bild der Rückfahrkamera wurde sehr gut dargestellt.


    Naviceiver Alpine X903D-G6: Als Ersatz für das RNS einbauen lassen. iPad-großer

    Touchscreen, volle Integration ins Fahrzeug - wirkt wie Serienteil- inkl. DArstellung der Rückfahrkamera. Stellt über OBD auch verschiedene Temperaturen, Ladedruck und ähnliches dar.

    Holt das Maximum aus den Serienboxen raus. Blitzschnelle Navigation auf

    TomTom-Basis in 3D- Darstellung, zusätzlich Pfeile und Entfernungen im MFD

    zwischen Tacho und Drehzahlmesser. AppleCarPlay via USB, Freisprechen und

    Musikübertragung aber über Bluetooth. Navigation nochmal besser als über

    TomTom, da aktuellere Verkehrsinfos genutzt werden. Kombiniert mit einem Qi Charger, von Alpine der einfach über den Deckel des Aschenbechers gesteckt

    wurde. DAB-Empfang besser als beim RNS510.

    Gesprächsqualität auch beim Offenfahren, selbst auf der Autobahn, hervorragend.

    Gesamtkosten mit Einbau: €1799.



    Rückfahrkamera, Parkpiepser (v/h), Parkpilot, Beifahrerspiegelabsenkung: Kamera

    liefert gutes Bild und mußte nie gereinigt werden, da sie sich unter dem VW-

    Zeichen am Heckdeckel versteckt und nur bei Benutzung ausgefahren wird.

    Parksensoren funktionieren zuverlässig und sehr sensibel. Parkpilot funktioniert, ist

    aber sehr langsam. Ein Mal zum Ausprobieren benutzt, danach nie wieder. Die

    Kombination aus Kamera, Sensoren und Spiegelabsenkung macht das Parken

    auch mit geschlossenem Verdeck zum Kinderspiel.

    Doppelkupplungsgetriebe: Anfahrkomfort ist mittelprächtig, aber sobald man rollt

    sind keine Schaltvorgänge mehr spürbar. Selbst im Sportprogramm bei Volllast

    sehr geschmeidig. Man merkt’s wirklich fast nur am Drehzahlmesser.

    Sportprogramm wird aber eigentlich nur in bergigem Geläuf gebraucht, um die

    Motorbremswirkung optimal zu nutzen. Im Normalprogramm muss man dafür

    kräftig an den Paddeln flippern. Zudem treibt das Sportprogramm durch das sehr

    stark angehobene Drehzahlnievau den Verbrauch unverhältnismäßig in die Höhe.


    Sitzheizung: könnte man fast zum Grillen benutzen. Heizt sehr schnell auf und ist

    bis in den mittleren Rücken spürbar.

    Klimaautomatik: Sehr fein steuerbar, getrennt für links und rechts. Merkt sich die

    jeweils letzte Stellung bei geschlossenem oder geöffnetem Dach. Nach wenigen

    Kilometern perfekte Heizleistung, um auch bei Minustemperaturen offen fahren zu

    können. Schaltet bei Rückwärtsfahren automatisch auf Umluft. Macht natürlich nur

    bei geschlossenem Dach Sinn.


    Windschott: Schnell zu montieren oder zu entfernen, auch während der Fahrt gut

    aufzustellen oder wegzuklappen. Geringes Packmaß, wenn es nicht gebraucht

    wird. Erlaubt recht zugfreies fahren auch bei höheren Tempi, ab 160km/h wird es

    aber recht laut.



    SmartTop-Modul: Im Kofferraum direkt mit der Verdecksteuerung verlötet. Man

    kann es auch mit Klemmverbindern anschliessen, aber der KFZ-Elektriker, der es

    eingebaut hat, schwört auf ordentliche Verbindungen. Funktioniert hervorragend.

    Man kann das Dach von außen öffnen und schliessen, Huptöne beim Ver-und

    Entriegeln definieren, das Verdeck von innen mit einem kurzen Tastendruck starten,

    die Stellung der Fenster nach dem Vorgang definieren und die Bedienlogik des

    Verdeckschalters umdrehen, da die vielen Leuten als unlogisch erscheint. Bei

    Werkstattbesuchen kann man es recht einfach unsichtbar schalten.

    Gesamtkosten mit Einbau: €400.


    Verdeck; Sehr gut gedämmt, kein Aufblähen auf der Autobahn (Sorry, Golf 1-Fahrer,

    aber das geht wirklich) und blitzschnell beim Öffnen und Schließen. Die neun

    Sekunden, die dafür notwendig sind, lassen einen jede Ampelphase oder sonstige

    kurze Stops zur sofortigen Sonnendusche nutzen oder auch trotz bedrohlicher

    Wolken noch längstmöglich offen fahren, da man ja ruck-zuck das Mützchen

    wieder aufsetz en kann. Zudem funktioniert das auch bis 30km/h.



    Das Fahrzeug steht nach acht Jahren und knapp 63tkm noch sehr gut da. Auch von unten keinerlei Rostansätze zu sehen. Die Bremsen wären - zumindest bei meiner Fahrweise- mindestens nochmal für die gleiche Distanz gut.

    Der Motor:

    Über den TwinCharger hat man ja bezüglich Haltbarkeit viel schlechtes gehört, aber da gab es nichts besonderes zu vermelden. Die Wasserpumpe wurde nach gut 40tkm undicht - so sehr, dass die Kühlwasserkontrolleuchte anging und selbst bei sofortigem Auffüllen die Lampe auf den 10km zur Werkstatt wieder anging. Wurde über Nacht zuverlässig und sauber repariert - auf Kosten der Garantieversicherung.

    Nach genau vier Jahren gab die Batterie den Geist auf. Direkt nach dem Tanken gab der Wagen keinen Mucks mehr von sich. Zum Glück konnte mir jemand an der Tanke Starthilfe geben. Das Auto dann zur nächsten Filiale meines Händlers gefahren, dort abgestellt und den Schlüssel mit Reparaturauftrag abends um 22h in den Nachtschalter geworfen. Am nächsten Morgen gegen 11:00h ein Anruf und die Nachricht, dass die Garantieversicherung das komplett übernimmt. Ich wäre, ehrlich gesagt, selbst im Traum nicht darauf gekommen, danach überhaupt zu fragen, aber der Serviceberater hatte das einfach mal auf gut Glück ins System eingegeben und zu seiner eigenen Verwunderung sofort eine Freigabe erhalten. Dickes Trinkgeld für ihn und dann auch noch einen Schein in die Kaffeekasse der Schrauber.

    Der Motor an sich ist sehr unauffällig. Durch die doppelte Aufladung (Kompressor und Turbolader) und den voll verkapselten Motorraum könnte das auch ein Elektroantrieb sein. Man hört höchstens in der Tiefgarage oder im Parkhaus bei niedrigem Tempo das Singen des Kompressors, aber selbst bei Vollgas kaum mehr als ein Rauschen. Eigentlich sehr angenehm, aber manchmal auch recht langweilig. Wenn man es auf Bergsträßchen mal etwas fliegen läßt, macht der manuelle Eingriff ins Getriebe daher kaum Sinn, da praktisch nichts nach Gehör geht, sondern nur nach Drehzahlmesser. Besser einfach in den Sportmodus gehen und das DSG alles machen lassen.

    Die Traktion ist auf trockener Straße hervorragend, bei Nässe aber unbefriedigend. Nur ein bisschen zu viel Gas und er dreht sofort haltlos durch. Dann regelt die Elektronik fast alles weg und man kommt nicht besonders schnell von der Stelle. Durch die doppelte Aufladung hat er halt schon bei 1500/min das volle Drehmoment von 240Nm.

    Andererseits dreht man bei entspanntem Fahren in der Stadt oder auf der Landstraße selten über 2000-2500/min und schon ist man im nächsten Gang. Bei Konstantfahrt in der Stadt pendelt sich das dann bei 1400/min ein. Selbst bei Richtgeschwindigkeit auf der Autobahn surft man gemütlich bei etwa 2300/min im 7. Gang. Zwischen 120 und ca. 190km/h beschleunigt er recht gut. Bei mäßigem Pedaldruck nutzt er das Drehmoment - tritt man aber durch, schaltet er extrem schnell zwei, drei Gänge runter und zieht nochmal besser.



    golfcabrio.de/web/attachment/22948/

    Einmal editiert, zuletzt von 6erFFM ()

  • Teil II, da ich die maximale Zeichenlänge überschritten habe:


    Das recht niedrige Drehzahlniveau wirkt sich auch wohltuend auf den Verbrauch aus. Über die gesamte Haltedauer hat der sich bei 8,39l/100km eingependelt. Die ersten 45tkm war unser Fahrprofil hauptsächlich Stadtverkehr. Ich mußte fünfmal die Woche ins Büro und unsere Urlaube haben wir meist fliegenderweise im Ausland verbracht. Der Verbrauch in dieser Phase lag bei 8,62l/100km.

    Mit dem Wechsel ins Home Office durch COVID und unser geändertes Urlaubsverhalten wurde dann plötzlich mindestens die Hälfte der Jahresfahrleistung im Urlaub erbracht. Verbrauch auf den letzten 18tkm: 8,02l/100km.

    Unsere typischen Strecken von Frankfurt an die Ostsee oder in die Alpen mit Tempomat auf 130km/h oder was das Limit halt so vorgab fahren wir mit 7,0l/100km und weniger.


    Der Golf ist auch längeren Strecken als Viersitzer nutzbar. Laut Freunden läßt es sich bei warmem Wetter bis ca. 110-120km/h auch mit offenem Verdeck hinten gut aushalten. Ich, 1,81m groß, habe bei für mich passender Sitzeinstellung, auf der Rückbank ausreichend Platz.


    Der Kofferraum ist mit 250l ja nicht allzu groß, aber durch seine fast perfekte Quaderform sehr gut nutzbar. Allerdings ist die Öffnung mit 33cm nicht besonders hoch. 12x1l-Cola-Kisten müssen z.B. schräg reingehoben werden, haben dann aber gut Platz. Wir haben für Urlaubsreisen 80l- große Taschen von Thule gekauft, die eigentlich als Innentaschen für Dachboxen gedacht sind und von denen drei Stück perfekt den vorhandenen Platz ausfüllen. Da bleibt dann gerade noch Luft für zwei Yogamatten, dann ist der wirklich randvoll. Für zwei Wochen in den Bergen oder an der See paßt aber locker.


    Nacht acht Jahren und knapp 63tkm brachte der Wagen bei Inzahlungnahme noch gut 36,5% seines Neupreises. Wenn mann den Wertverlust auf die Haltedauer umlegt, hat der Wagen €244 pro Monat verloren, was ein akzeptabler Wert ist.


    Fazit: Das Golf 6 Cabriolet ist ein voll alltagstaugliches Ganzjahresauto, das uns bei angemessen Kosten sehr viel Spaß gemacht hat.

    Hier noch ein paar Bilder, die ich letzte Woche gemacht habe. Leider mit den Winterrädern, da ich es nicht eingesehen habe, noch den Wechsel auf die 18Zöller zu bezahlen.


  • Damit Du's nicht selbst ausreizen mußt: 10.000 Zeichen. War selbst ganz perplex.

    ja, werde sicher ab und zu mal wieder reinschauen.

    Dankeschön :op10: